Von schottischen Burgen weiter in die Vergangenheit – siebter Tag

Stellt euch vor, meine Kinder wollten wirklich freiwillig mit mir Blair Castle besichtigen, ohne dass ich Überredungskünste hätte aufbieten müssen! Als ich beim Check-out die Campingplatzmitarbeiter fragte, wie dort die Parksituation sei, sahen sie erstens kein Problem und gaben mir zweitens den Hinweis, dass ich als Campingplatzbesucher bei einem Onlinekauf der Eintrittskarten eine Ermäßigung erhalte – diese Info kam ganz freiwillig, freundlich und mitdenkend vom Staff – da kann sich in Deutschland so manch ein Servicemitarbeiter eine Scheibe davon abschneiden. Und jetzt das Beste; die Ermäßigung belief sich auf über 60% zum normalen Familienticket!

Blair Castle
Angus Rinder – ich liebe diese haarigen Kühe!

Ein schönes Haus umgeben von landwirtschaftlich genutzter Parkfläche – immer noch in Familienhand (obwohl der aktuelle meistens in Südafrika weilt). Landwirtschaftliche Nutzfläche bedeutet hier: Rotwild und Angus Rinder.

So, und das Sahnehäubchen für mich kam nach der Schlossbesichtigung, nämlich ein Dudelsackspieler, der auf dem Platz vor Blair Castle aufspielte.

Dudelsackspieler

Die letzten Tage unserer Rundreise hatte ich absichtlich nicht mehr exakt durchgetaktet, so dass wir frei in unserer Route waren, Hauptsache, Grobrichtung Harthill, wo wir am Vorletzten Tag unser Wohnmobil abgeben mussten. Also haben wir die Gelegenheit ergriffen, die A9 ein paar Kilometer nach Süden genommen, bei Ballinluig auf die A827 westwärts durch Aberfeldy: unser Zwischenziel war das Scottisch Crannog Centre. Ein belebtes Museumsdorf, da von der Zeitstellung und den Lebensumständen vergleichbar ist mit den Pfahlbauten im Alpenraum – nur mit runden Häusern. Alle Mitarbeiter waren kostümiert und stellten uns verschiedene „Berufszweige“ der Bronze- und Eisenzeit vor, akribisch rekonstruiert anhand von Funden durch archäologische Ausgrabungen und Britannien weite Vergleiche – sehr spannend. Und obwohl alle Erklärungen auf Englisch waren, hingen meine Kinder den Guides an den Lippen, denn es war auch anfassen und mit machen angesagt. Wir waren tatsächlich über zwei Stunden zugange, bis nach den offiziellen Schließungszeit um 17:00 Uhr, so interessant war das Gelände!

Das Scottisch Crannog Centre

Wir fuhren ab bei tiefschwarzem Wolkenhimmel – der unterwegs nach Süden auch hemmungslos die Pforten öffnete – jetzt wussten wir auch, was all die Warnschilder mit „Flood“ an den Straßenrändern zu bedeuten hatten: Seen auf der Straße, die mit einem fast 8m langen Wohnmobil zu durchfahren bei mir ständig die Warnsirene “Aquaplaning“ im Hirn gestartet hat. Dazu der Supergau: kein Internet mehr für die Routenplanung! Unser Provider hatte durch heftige Gewitter verursacht einen Totalausfall. Gut, dass Frau Stadtführerin so „old fashioned“ unterwegs ist und tatsächlich eine aktuelle Straßenkarte im Gepäck hatte!

Vollkommend fertig kamen wir kurz vor Calendar über die A820 auf der A84 an einen Campingplatz, der auf der Karte eingezeichnet war. Den eigentlich von uns anvisierten in Bridge of Allan hatten wir erst gar nicht gefunden – und leider war der gefundene auch schon geschlossen. Aber he, alle Hemmungen über Bord geworfen, habe ich die Notfallnummer des Platzes gewählt, die unter der Erklärung stand, dass das Personal auf dem Platz lebt. Und wieder einmal war ich positiv überrascht von der Freundlichkeit und Servicebereitschaft der Schotten. Innerhalb von zwei Minuten kam eine freundliche Dame angefahren und hat mich eingecheckt und mit Lieferserviceadressen diverser Fastfoodbuden in der Umgebung eingedeckt als ich nach einem Restaurant fragte.

Schafe auf the Keltie Bridge Caravan Park

Toller Platz, total sauber und top Personal. Als Einschlafmusik gab es Lämmergeblöke, die nach ihren Mutterschafen riefen – wirklich idyllisch.

Routenverlauf am siebten Tag