Mit dem Wohnmobil auf Tour – erster Tag

Weiter ging es am ersten Tag mit der Citylink-Busverbindung 900 zwischen Edinburgh und Glasgow zur Wohnmobilvermietung: Super unkomplizierte Busverbindung und noch viel unkompliziertere Einweisung in das Wohnmobil für Anfänger wie mich – sehr geduldig und freundlich. Knapp 7 Meter Wohnmobil durch den Linksverkehr zu steuern ist da schon eine andere Hausnummer – jedenfalls auf den ersten Kilometern…
Diese haben wir aber gut gemeistert auf unserem Weg nach Stirling – Tochter als Co-Pilotin mit Navi bewaffnet neben mir, mich immer mal wieder darauf hinweisend, auch auf der linken Spur zu bleiben, haben wir es geschafft, ohne Zwischenfälle aber mit Zwischenstopps, zu dem Park and Ride Parkplatz in Stirling zu gelangen, den ich uns zuvor online gesucht hatte – beste Entscheidung! Kein Stadtverkehr und super Busanbindung zum Stirling Castle.

Tipp: Ich habe bewusst nach Parkplätzen mit Übernachtungsmöglichkeit gesucht – und gefunden. Stirling bietet zwei Park und Ride Plätze mit guter Busverbindung an, um den Verkehr aus der engen Stadt zu lenken – und das umsonst. Auch der Bus ist sehr günstig, so dass ich wirklich empfehlen kann, auf der Homepage der Stadt vorbei zu schauen.
Wie waren auf dem P2 Castleview Park and Ride mit 20minütiger Bustaktung Richtung Innenstadt und Castle.

Falkirk Wheel


Unseren ersten Zwischenstopp machten wir am Falkirk Wheel, einer Schleusenanlage der Superlative. Dort auf dem Parkplatz haben wir uns die Zeit genommen, uns häuslich einzurichten in unserem Wohnmobil, bevor wir den zweiten Stopp einlegten bei den Kelpies: kunstvoll installierte Pferdeköpfe, die hervorragend zu den Geschichten und der Mythologie des Landes passen – außerdem sehen sie meiner Meinung nach auch atemberaubend toll aus!

The Kelpies
Routenverlauf am ersten Tag mit Wohnmobil

Tipp: Lasst euch keinesfalls stressen von der Tatsache, dass ihr jetzt auf der „falschen“ Straßenseite unterwegs seid – auch mit Wohnmobil ist das kein Hexenwerk! Wer unsicher ist, bleibt zunächst hinter einem der vielen LKW, die nicht so schnell wie die anderen Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, überholt erst, wenn ihr sicherer seid.
Vorsicht ist allerdings dann geboten, wenn kein anderes Auto vor euch ist als Orientierungshilfe oder in der Früh nach dem Aufstehen – dann lasst euch gern von eurem Beifahrer daran erinnern, links zu fahren!

Scotland – here we are!

Endlich: All die Planung geht seit heute Früh in den Praxistest.
Mitten in der Nacht aufgestanden, zum Flughafen gefahren, den gebuchten Flughafenparkplatz auch gleich gefunden und ohne weitere Zwischenfälle das Gepäck abgegeben – den Check-in hatte ich zuvor online erledigt – und recht kurz auf das Boarding Richtung Edinburgh gewartet.
Der Flug war nicht lange, darum konnten wir auch das eine oder andere „Luftloch“, das uns durchgeschüttelt hat, aussitzen 😊

Airport Edinburgh

Kaum in Edinburgh gelandet, haben wir bereits am Zoll die volle Ladung schottischen Charme und Dialekt serviert bekommen – aber nach dem ersten Sprachschock kann ich mich zumindest damit abfinden, den „Code“ wieder einmal neu entschlüsseln zu müssen. Sollte gar kein Problem sein, denn die Menschen hier sind tatsächlich sehr aufgeschlossen und kommunikativ und bieten so sehr viel „Unterrichtseinheiten“ im Dialekt.

Mit der Straßenbahn ging es direkt und zügig vom Flughafen ins Stadtzentrum. Um nicht mit unseren Koffern belastet zu sein, hatte ich eine Gepäckabgabe in einem Café an der Haymarket Station gebucht, was sich als glücklicher Zufall entpuppte, denn von dort sind die Wege per Tram zum Castle und später zur Wohnmobilvermietung per Bus sehr kompakt gelegen.

Das erste Burgtor von Edinburgh Castle

Unser erster Programmpunkt war denn auch Edinburgh Castle. Den Time Slot für unseren Eintritt hatte ich auch bereits online gebucht, also war Schlangestehen gar keine Option für uns. Trotz Dauerregen in verschiedener Stärke und Intensität, war das Castle sehr gut besucht – und ich mag mir gar nicht vorstellen, was da im Sommer zur Hauptsaison los sein mag. Mit Audioguide auf Deutsch bewaffnet konnten wir in unserem eigenen Rhythmus die Burg erkunden, was wir in zwei Stunden auch sehr entspannt geschafft haben. Die Kinder und ich sind uns allerdings darin einig: Wir hatten uns mehr versprochen! Natürlich ist das Castle historisch bedeutsam, daran gibt es nichts zu rütteln, aber das 19. Jahrhundert und der damalige Zeitgeschmack haben der Burg sehr viel genommen – und dafür zum Teil gefühlt ewig Schlange stehen – nun, das muss jeder für sich entscheiden.

Schottische Einhörner

Rahmenplan

Unser Zeitrahmen ist auf neun Tage begrenzt, inklusive An- und Abreise.
Das ist jetzt nicht wirklich viel, um Schottland zu bereisen. Aber machen wir uns nichts vor, nicht einmal 14-21 Tage wären ausreichend, um auch nur annähernd alle Regionen genauer gesehen zu haben. Also sehen wir unsere Zeit als das, was sie ist: ein Appetizer!
Und angesichts der knappen Zeit kommt für mich der sonst so gewohnte Ablauf „Flug von Deutschland nach London mit einem Tag Großstadt und Weiterfahrt nach Norden“, nicht in Betracht, sondern ich habe mich für einen Direktflug nach Edinburgh entschieden.
Und jetzt kommt mir die langfristige Planung bei den Flugtickets zugute: beste Preise mit einer guten Airline ohne Gepäckbegrenzung, dafür aber mit Menü und Getränken inklusive. [ Wir fliegen mit Edelweiss ab Zürich bis Edinburgh.] Und da ich jetzt schon im November 2023 gebucht habe, kann ich auch noch den besten Preis innerhalb unseres Urlaubsslots nehmen!

Warum keine „Billigairline“?
Mir ist daran gelegen, nicht am Gepäck sparen zu müssen. Und sind wir ehrlich: wirklich günstig sind die günstigen Fluganbieter nur, wenn man mit minimalem Gepäck unterwegs bist, weil aufgrund der Zusatzgebühren pro Koffer nämlich ganz schnell mal ganz großes Geld zu zahlen ist.
Und da man sich bei Schottland klamottentechnisch auf so ziemlich alles einstellen muss im Mai, kommt auch ganz rasch ein kleiner Berg an Klamos dabei heraus – pro Peron versteht sich.

Ein großer Koffer pro Person ist super, denn so kann ich auf Zusatzoptionen bei der Wohnmobilanmietung verzichten, die nämlich auch Zusatzkosten verursachen; Bettwäsche, Bettdecken und Kissen. So haben wir jeweils genug Kapazität für Schlafsack plus Kissen und Laken im Gepäck zum normalen Kofferinhalt. Und so bin ich mit meiner Flugbuchung sehr zufrieden!

Tipp: Achtet bei der Airline auf die Gepäckbestimmungen, denn was nützt euch ein wirklich günstiges Ticket, wenn ihr kein Gepäck mitnehmen dürft bzw. teure Aufpreise zahlen müsst. Und Gepäck werdet ihr brauchen in einem Land mit wechselhaftem Wetter, Temperaturen und nasser Wäsche.

Wohnmobilsuche

Zunächst habe ich mir beim Durchstöbern von www.visitscotland.com Tipps und Hinweise für die Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schottland geholt. Dabei bin ich auch auf die zahlreichen Verlinkungen zu Wohnmobilvermietungen gestoßen und auf den Hinweis, dass unsere Urlaubszeit tatsächlich noch in der Mid Season liegt, also mit der schlagartigen Anhebung der Preise zur High Season bereits beendet sein wird – Dank sei den frühen Pfingstferien in diesem Jahr!

Auf diesen Seiten haben sich für mich im Vorfeld einer Buchung folgende Auswahlkriterien herauskristallisiert:  Größe und Inneneinrichtung des Wohnmobils, Anzahl der Schlafplätze, Dusche, Toilette, Küche; Abholungsort des Wohnmobils in Schottland, Stornierungsbedingungen, last but not least der Preis.

Nachdem ich also ausgiebigst auf den englischen Seiten gesucht habe und nun endlich wusste, welche Art von Fahrzeug unseren Ansprüchen genügen könnte, begann ich, auch die deutschen Wohnmobilvermieter zu durchstöbern. Und was soll ich euch sagen: Die Mietkonditionen der deutschen Vermieter sind in diesem Fall für mich unkomplizierter und preismäßig gleich wie die englischen. Also habe ich mich für eine Buchung auf einem deutschen Buchungsportal entschieden: www.camperdays.de. Auch wenn ich gut englisch spreche, bin ich froh um die deutsche Hotline, die mir bei allfälligen Fragen zur Verfügung steht und um die Möglichkeit einer kostenlosen Buchungsstornierung bis zu einem Monat vor Fahrtantritt. Hinzu kommt, dass hier auch keinerlei Anzahlung erforderlich ist; der volle Mietpreis wird erst einen Monat vor Fahrtantritt fällig.

Ganz dem Klischee entsprechend habe ich durch camperdays ein Wohnmobil von McRent gemietet –  gute Rezensionen und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Außerdem liegt die Abholstation, die dann auch wieder die Abgabestation ist, genau zwischen Edinburgh und Glasgow, ist also noch mit öffentlichen Transportmitteln von Edinburgh aus unkompliziert zu erreichen. Dazu später aber genaueres.

Bei der Auswahl des Wohnmobils war uns wichtig, dass jeder sein eigenes Bett hat. Deshalb musste ich tatsächlich nicht nur ein 4-Bett-, sondern ein 5-Bett-Mobil nehmen, da sich sonst meine Jungs tatsächlich ein Doppelbett hätten teilen müssen – und das geht ihrer Meinung nach auf gar keinen Fall. Des Weiteren waren Küchenzeile, Dusche, Toilette und Heizung für mich ein „must“, so dass sich die Auswahl bald auf wenige Modelle konzentriert hat. Auch die Sitzplätze für Mitfahrende sollten bei Teenagern an Bord weit genug auseinander liegen – so werden die Nerven des Fahrers bzw. der Fahrerin nicht unnötig durch vermeidbare Streitereien belastet, die durch zu enges „Aufeinandersitzen“ hervorgerufen werden.

Super praktisch und hilfreich bei der Auswahl ist, dass die meisten Vermieter 360°-Views ihrer Modelle eingestellt haben, so dass man virtuell das Innere des Wohnmobils erkunden kann – für einen absoluten Neuling wie mich besonders toll, um einen Eindruck zu erhalten.

Tipp: Achtet auf die Fahrzeuglänge! Oft gibt es bei gleicher Anzahl von Schlafplätzen Längenunterschiede von bis zu einem halben Meter – das macht sich nicht nur in der Manövrierbarkeit des Fahrzeuges bemerkbar, sondern auch im Ticketpreis so mancher Autofähre oder der Zulassung auf dem einen oder anderen Campingplatz!

 
Schlussendlich fiel unsere Entscheidung auf das Model „Family Plus“ mit einer Schlafkoje über den Vordersitzen und insgesamt fünf Schlafplätzen, Küchenzeile mit Kühlschrank plus Gefrierfach, Dusche, Toilette – diese ist für mich persönlich eine absolute Bedingung bei der Buchung, denn ich gehöre zu den Menschen, die nachts ab und an mal „müssen“ – und allein der Gedanke an diverse Gänge über dunkle und kalte Campingplätze zum „Häuschen“… .

Wohnmobil oder B&B?

Wir haben uns aus folgenden Gründen für ein Wohnmobil entschieden.

Ganz einfach: weil wir so mobil wie möglich sein wollen, um so viel wie möglich im vorgegebenen Zeitrahmen zu sehen, damit wir unabhängig sind von Vorausbuchungen für B&Bs oder sonstigen Unterkünften – und weil ich persönlich aus dem Alter raus bin, meine Nächte in Zelten auf Luftmatratzen und Co. zu verbringen. Aus genau diesen Gründen haben wir uns für ein Wohnmobil entschieden. Maximale Flexibilität in der Tourenplanung, gewisser Luxus (Toilette, Matratze etc.) bei 100%iger Übernachtungsmöglichkeit.

Tipp: Wer sicher sein möchte, das Wohnmobil seiner Wünsche zu erhalten, sollte sich sehr rechtzeitig um eine Buchung kümmern. Und obwohl ich sehr sicher Englisch spreche, habe ich mich für eine deutsche Vermittlungsagentur entschieden – allein aus dem Grund, dann im Notfall einen deutschen Ansprechpartner zu haben, mit dem ich in aufgewühltester Nervenverfassung in meiner Muttersprache kommunizieren kann.

Warum ich mir das antue? 

Ich bin schon von einigen Seiten voller Unverständnis gefragt worden, warum ich mir den Stress auf einer Rundreise mit den Kids im Wohnmobil antun möchte und das auch noch in einer Region ohne Schönwettergarantie.

Zum einen, weil Schottland schon immer einer meiner persönlichen Sehnsuchtsorte war und immer noch ist, zum anderen, weil die Kinder in ein Alter kommen, bei dem ich mir nicht sicher sein kann, wie viele Urlaube wir tatsächlich noch in dieser Zusammensetzung verbringen werden – und da möchte ich als Mutter Erinnerungen kreieren, die bei uns allen hoffentlich positiv sein werden. Der tolle Nebeneffekt wird sein, dass sie dann ihr Schulenglisch anwenden müssen, nur um herauszufinden, dass sie zumindest an den beiden ersten Tagen nur die Hälfte verstehen werden… (Böse Mama – kicher!). Und wer weiß, vielleicht werden sie genauso zu Schottlandfans wie ihre Mutter und es wird nicht ihre letzte Reise dorthin – schließlich gibt es noch weit mehr zu entdecken als wir es in unserem Urlaub tun werden.

Ofmals anders als geplant.

2 Day Jacobite Steam Train Tour | VisitScotland

Eines der von mir geplanten Highlights unserer Reise sollte eine Tagesfahrt im legendären „Harry Potter Express“ sein, besser im Jacobite Steam Express. First Class, damit wir auch in den originalen Wagons der berühmten Verfilmung sitzen könnten, in diesen Ohrensessel ähnlichen Sitzen – dazu war eine traditionelle Tea Time angedacht mit Scones und Sandwiches…

Was soll ich sagen: Nachdem es mich wirklich Mühe gekostet hatte, tatsächlich noch vier nebeneinander liegende Plätze für uns im Zug zu ergattern, kam vor ein paar Tagen die Absage von Seiten der Zugbetreiber: Keine Sondergenehmigung für das Türschließsystem der antiken Bahn – keine Genehmigung zum Betrieb – Stornierung meiner Buchung!

Aber nach ein paar Tagen, die ich brauchte, meine Enttäuschung zu verarbeiten, ist die alternative Route erstellt und ich habe Gewissheit, dass durch die vermeintliche Katastrophe unser gesamter Schottlandurlaub entschleunigt sein wird!

Noch ein Schottland-Tagebuch?

Wirklich noch so ein Reisbericht?


Tja, und an diesen Vorbereitungen, Fortschritten bei der Planung und dann natürlich den Erfahrungen während der Reise an sich, möchte ich euch gerne teilhaben lassen!
Und ja, ich weiß mittlerweile, wie viele Reisebeiträge zu Schottland – auch fürs Wohnmobil – im Internet zu finden sind und ich das Ei nicht neu gelegt habe mit meiner Idee. Viele davon sind schön zu lesen. Einige sind dazu auch noch wirklich voll mit wertvollen Informationen, die ich für mich bedacht habe oder auch verwende bei der Planung – allein die Gewichtung der Reiseberichte lag dann doch meist nicht auf einem Schottlandurlaub im Wohnmobil mit Teenagern.

Und deshalb ergieße ich mich hier zusätzlich zu all den anderen Schottlandreisebericht(er)n, denn ein Urlaub mit Teenagern ist an sich eine Herausforderung und das Ganze dann auch noch in ein Land mit nicht immer stabilem Internet – was zu diversen akuten Nervenzusammenbrüchen bei den Kids führen könnte – und auf begrenztem Raum im Wohnmobil zu verlegen – Stichwort „Hüttenkoller“ -, was soll ich sagen, ist eine Challenge für sich.