Istanbul – erster Urlaubstag

Unser erster Spot war der Topkapi-Palast, das ehemalige Herz der Regierung und Verwaltung und Wohnsitz der osmanischen Sultane.

Und jetzt mal Hand aufs Herz, wer kennt nicht den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1964 über einen Kunstraub im Palast? Eben!

Laut offizieller Tourismusseite und diversen Beiträgen im Internet sollte man für einen Besuch der Palastanlage und des Harembezirks circa 3 Stunden einrechnen. Die offiziellen Führungen in Englisch dauern ca. 60 Minuten. Also, das kann so auf garkeinen Fall hinhauen, es sei denn, man steht auf Museumsschnelldurchlauf! Wir haben unser Eintrittsticket um 10 Uhr gelöst, einen deutschsprachigen Audioguide dazu genommen und sind losgezogen – insgesamt sechs Stunden haben wir das Gelände durchstreift, inklusive Harem, weil es definitiv dazu gehört und eine riesige Lücke dargestellt hätte, diesen Bezirk nicht zu sehen.

Meine Familie hatte einen einheimischen Guide kategorisch abgelehnt – nicht nur wegen der Sprachbarriere, sondern hauptsächlich, weil sie ja mich dabeihatten und wir den Audioguide in deutscher Sprache hatten. Originalzitat: „Wozu bitteschön einem englischsprachigen Führer ohne Motivation hinterher trotten, wenn wir doch unsere persönliche Führerin an unserer Seite haben?“ Ich gebe zu, ich war gebauchpinselt und habe mich sehr zurückgehalten mit Kommentaren, es sei denn, sie wurden gefordert – und alle waren wir glücklich!

Hier ganz knapp einige Hintergrundinformationen zum Topkapi-Palast:

Der Topkapı-Palast (osmanisch طوپقپو سرايى Topkapı Sarayı, deutsch ‚Kanonentor-Palast‘) in Istanbul, im Deutschen auch Topkapi-Palast oder Topkapi-Serail, war jahrhundertelang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie das Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches.

Man nannte ihn anfangs Saray-ı Cedîd-i Âmire / سرای جديد عامره oder Yeni Saray / يکی سرای / ‚Neuer Palast‘, bevor sich im 18. Jahrhundert der Name Topkapı Sarayı (Kanonentor-Palast) durchsetzte, nach einem heute nicht mehr existenten Tor in der Nähe. 

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Anlage durch umfangreiche Renovierungen und Erweiterungen bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts.

Parkanlage, umgeben von Wohnräumen

Der Palast besteht nicht aus einem einzelnen, sondern getreu der türkischen Tradition aus mehreren Gebäuden in einem großen Garten. Mit einer Fläche von über 69 Hektar und bis zu 5000 Bewohnern war der Palast eine eigene Stadt.

Mit seiner Lage auf einer Landspitze bietet der Palast eine beispiellose Panoramasicht auf Istanbul, den Bosporus und das Goldene Horn.

Blick über den Bosporus

Beeindruckend war nicht nur die schiere Größe der gesamten Palastanlage und ihre Architektur, sondern vor allem der immer noch zu erahnende Reichtum der Sultane, der ihre Position als Herrscher ihrer Welt spiegelte.

Es gab Einblicke zu Kleidung, Waffen, Schmuck, Mobiliar, Kalligraphie etc. Hier ein kleiner visueller Überblick:

Mit einem extra Eintrittsgeld kann man auch die feminine Welt des Topkapi betreten, den Harem. Der Harem stellte eine eigene kleine Welt innerhalb des Palastareals dar, in welchem die Sultansmutter, die Frauen des Sultans und seine Konkubinen lebten – stehts unter der Aufsicht und Obhut der Eunuchen. Für mich persönlich wäre ein Besuch ohne den Harem tatsächlich unvollständig gewesen. Hier konnte ich erahnen, wie die Welt ohne Repräsentationszwang nach Außen aussah – nicht weniger prächtig, aber intimer. Wenn man den historischen Quellen glauben darf, glich das Leben im Harem aber dem Dasein in einer Schlangengrube der Intrigen, dem Kampf um Gunst und Ansehen und konnte bisweilen durchaus tödlich sein.

Alles in allem ein absolutes Highlight in Istanbul! Man sollte sich aber auf jeden Fall genügend Zeit nehmen, um nicht durch die Räumlichkeiten und das Areal zu hetzen – das wäre sehr schade! Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Eintritt inkl. Harem bei locker 55 € pro Person liegt.

Und hier sind wir schon bei einem für Urlauber sehr leidigen Thema: Die Eintrittspreise für sämtliche Sehenswürdigkeiten in Istanbul sind jenseits von günstig. Allein aus diesem Grund lohnt sich ein näherer Blick auf die vielen Tourismuskarten, die angeboten werden und deren Gebrauch die teuren Eintritte etwas nach unten regulieren. Ich möchte hier keinen persönlichen Tipp abgeben, welche Karte nun die beste ist. Da kommt es doch zu sehr auf die persönlichen Präferenzen an. Ich kann nur sagen, dass die Auswahl fast unüberschaubar ist und es eines eigenen Studiums bedarf, da durchzusteigen. Die offizielle Tourismusseite hat einen leidlichen Überblick in Tabellenform herausgebracht, die den Vergleich etwas vereinfacht. Kurz gesagt kommt es auf die Aufenthaltsdauer an, ob man digitale oder „echte“ Karten bevorzugt, welche Sehenswürdigkeiten man auf jeden Fall sehen möchte, mit oder ohne lokalen Guide usw. Nur soviel sei gesagt: Es gibt nicht die eine Karte, die alles beinhaltet, was es letztendlich zu sehen gibt, jedenfalls nicht in einem angemessen Zeitrahmen. Und: Das ultimative Schnäppchen gibt es nicht! Besichtigungen in Istanbul haben ihren Preis und wenn man die unschätzbaren Sehenswürdigkeiten sehen möchte, muss man diesen bezahlen.

Mein persönliches Versöhnungsprogramm stellte die außergewöhnliche Atmosphäre der Stadt dar und das fantastische Essen jeden Abend, das in den vielen Restaurants angeboten wurde! Denn hier konnte man sich quer durch die wirklich gute türkische Küche schlemmen 😉

Istanbul im Dezember 2024

Manchmal sind es die spontanen Entscheidungen, die zu einem tollen Urlaub führen.

Die Kinder freuten sich bereits auf die Weihnachtsferien, Frau Stadtführerin hatte ihre letzte Führung absolviert und der Herr Gemahl die letzten Tage seines Jahresurlaubs begonnen.

Da kam uns spontan die Idee, über die Feiertage zu verreisen, ohne wirklich ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Also habe ich allfällige Suchmaschinen nach Angeboten durchforstet und war eigentlich schon bei Malta hängen geblieben als ich quasi aus dem Augenwinkel heraus gesehen haben, dass Istanbul auch einige Angebote hatte, die rund um die Feiertage zu buchen wären.

Und was soll ich sagen, sowohl Mann als auch Kinder fanden Istanbul viel cooler als Malta, weil Großstadt, viele Sehenswürdigkeiten, tolles Essen und nicht zuletzt ein Ziel, dass auf zwei Kontinenten liegt. Tja, und wer bin ich, mir ein Urlaubsziel mit so reicher Geschichte und Kultur entgehen zu lassen? Eben! Also ging es an die Planung – und ihr wisst, wie gerne ich plane!

Eine Woche Städtetrip ist nicht soooo viel, aber ausreichend, um unsere persönlichen BIG SIX locker zu sehen. Mit den BIG SIX in Istanbul meine ich den Topkapi-Palast inklusive Harem, die Hagia Sophia, die Blaue Mosche, den versunkenen Palast oder auch Zisterna Basilika, den großen Bazar und den Galata Turm – also genau die Sehenswürdigkeiten, von denen wir alle schon einmal etwas gehört, gesehen oder gelesen haben. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben noch einiges Mehr gesehen und zwar ohne Stress.

Aber bevor es soweit war, galt es erst einmal den An- und Abreisetag festzulegen – diese haben wir dann tatsächlich von den Hotel- und Flugpreisen abhängig gemacht, die sich innerhalb weniger Tage erheblich unterscheiden können, weshalb eine zeitliche Flexibilität richtig Geld sparen lässt. Des Weiteren mussten wir uns auch orientieren und entscheiden, wo genau in Istanbul unser Hotel eigentlich liegen sollte. Und bei dieser Entscheidung hat uns dann die fußläufige Erreichbarkeit der oben genannten Sehenswürdigkeiten geholfen. Diese liegen nämlich sämtlich alle, außer dem Galata Turm, im Bezirk Fatih, dem Kern der Alten Stadt auf einer Halbinsel im Marmarameer.

Diese Entscheidung brachte es aber mit sich, dass die riesige Auswahl an Hotels relativ rasch zu einem überschaubaren Häufchen wurde, denn Angebote zu einem soliden Preis und guter Ausstattung waren dann nicht mehr sehr viele zu haben. Und ihr glaubt gar nicht, wieviel Rezensionen über jedes Hotel mit total konträren Meinungen zu finden sind.

Unser Hotel war dann ein familiengeführtes Haus inmitten des Gewusels von Fatih, ausgestattet mit Sauna, die manchmal sogar für die Hausgäste frei war, weil externe Buchungen bevorzugt behandelt wurden, inklusive (türkischem) Frühstück und wirklich sauberen, aber kleinen Zimmern. Jeder muss allerdings für sich entscheiden, ob ihn die Musik des Restaurants gegenüber bis spät in die Nacht stört oder das Rufen der Lokalbesitzer, um Kundschaft einzufangen. Da wir im Winter und noch vor dem Silvesterrun da waren, hielt sich das Gedränge und der Lautstärkepegel im Rahmen. Ein bequemes Bett gab es auch – also soweit alles ok.

Blick aus dem Hotelzimmer

Tipp: Wer gerne alles Sehenswerte in unmittelbarer Hotelnähe hat, der sollte sich für eines der zahlreichen Hotels im Bezirk Fatih entscheiden. Da der Platz dort allerdings aufgrund dichter und alter Bebauung beschränkt ist, sind die Häuser meist klein, manchmal sogar in ehemaligen Herrenhäusern untergebracht. Wer es allerdings luxuriöser, aber nicht unbedingt teurer, haben möchte, könnte sich für eines der zahlreichen Fünf-Sterne-Häuser 10-15 km westlich der Altstadt entscheiden, dann halt mit täglicher Anfahrt ins historische Zentrum.

Unser Flughafen von München aus angeflogen war Istanbul Sabiha-Gökçen mit Pegasus Airlines. Dieser Flughafen ist das neue internationale Drehkreuz für den touristischen Flugverkehr und liegt im asiatischen Teil des Großraumes Istanbuls. Um von dort ins Zentrum zu gelangen muss man ca. 1,5 Stunden einrechnen, egal, für welches Transportmittel man sich entscheidet. Da wir um 19:15 Uhr Ortszeit angekommen sind, und uns null mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auskannten, haben wir uns für die Anreise zum Hotel für einen Shuttle entschieden, den wir über unser Hotel gebucht hatten. Das war für Neulinge wie uns, die total erschlagen von der langen Reise waren, bestimmt eine optimale Entscheidung. Die Rückreise haben wir dann mit Untergrundbahn und Metro bestritten, was nicht länger gedauert hat, dafür aber wesentlich preiswerter war – allerdings wussten wir zu dem Zeitpunkt bereits, wie es funktionierte! Die Fahrt zum Hotel ging zügig vonstatten – nicht zuletzt dem Fahrstil unseres Fahrers geschuldet, der sich virtuos durch den Istanbuler Großstadtverkehr geschlängelt hat. Vor dem Hotel angekommen, war unser Gepäck schneller an die Rezeption gebracht worden als wir aussteigen konnten und für den Fahrer ging es weiter zur nächsten Tour.

Tipp: Solltet ihr euch für einen Flughafenshuttle entscheiden, prüft genau, welcher Anbieter welchen Preis verlangt und hakt gegebenenfalls ruhig nach, ob dieser Preis dann pro Wagen für alle gesamt oder pro Person gilt. Eine konkrete Abmachung im Voraus erspart Ärger und Diskussionen, ein Vergleich der Angebote spart Geld. Nicht zu vergessen zu erwähnen: Macht euch auf einen rasanten Fahrstil des Fahrers gefasst, der nichts für zartbesaitete Nerven ist!

Nach dem Zimmerbezug sind wir noch einmal losgezogen, Geld wechseln, Lokum kaufen und ein Lokal fürs Abendessen suchen. Die Wechselkurse unterscheiden sich von Wechselstube zu Wechselstube nicht sehr, sind aber am Flughafen am teuersten. Die Lokale bieten meist gutes Essen, oft nicht sehr unterschiedlich, wenn man den Speisekarten trauen darf, die überall aushängen. So bleibt es dem persönlichen Geschmack überlassen, welches Lokal einem liegt.

Es gilt ganz allgemein, die Preise zu vergleichen, egal wofür, denn diese unterscheiden sich innerhalb der Stadtgrenzen bisweilen sehr!

Für uns etwas gewöhnungsbedürftig und eigentlich auch nicht wirklich sympathisch sind die Kundenfischer, die mal mehr, mal weniger vehement versuchen, die Touristen für genau ihr Lokal zu begeistern. Ob diese Art des Kundenfangs dem Tourismus wirklich zuträglich ist, sei dahingestellt. Wie „immun“ man gegen die bisweilen recht vehementen Kundenfänger ist, wird sicher ein jeder rasch herausfinden.