Der zweite Tag in der Theorie

Der zweite Tag ist von mir bereits wie folgt geplant:

Punkt 1: Die Bibliothek des Trinity College mit dem berühmten Book of Kells. Ich gestehe, dass ich meine Tochter mit der Tatsache locken konnte, dass die Bibliothek des ältesten Colleges Irlands die Kulisse der Bibliothek in einem Harry Potter Film bildete 😉.

Punkt 2: Molly Melone besuchen und den Ohrwurm des Liedes im Kopf meiner Tochter implantieren!

Punkt 3: Ein vegetarisches Restaurant besuchen, das auf dem Weg liegt, denn schließlich muss ich auch den Vorlieben meiner Tochter Rechnung tragen.

Punkt 4: Jamson Destillery; denn der Whiskey ist fest mit der irischen Tradition verbunden.

Punkt 5: Das National Irish Leprechaun Museum mit einer Lesung zu Samhain – was für ein Fest für mich! Extra Geschichten zur Halloween-Zeit gibt es ja genügend, aber die auch noch in Irland, der Heimat des Brauches, erzählt zu bekommen, ist schon etwas Tolles!

Punkt 6: Dinner in einem Pub – hoffentlich mit Livemusik, damit meine Tochter merkt, dass man sich fürs Mitsingen in einem irischen Pub nicht fremdzuschämen braucht! Auch dann nicht, wenn die eigene Mutter mitsingt!

Wie gesagt, sind das alles Planungen meinerseits; allerdings habe ich freie Hand darin, unseren Aufenthalt zu gestalten, solange „es nicht zu anstrengend wird“ (Zitat Tochter). Nun, ich finde, ich bin durchaus human…

Ich werde euch selbstredend während unseres Aufenthaltes auf dem Laufenden halten, ob die tatsächliche Erlebniswelt denn mit meinen Plänen mithalten kann!

Der erste Tag in der Theorie

Was fällt einem direkt ein, wenn man an Irland oder besser Dublin denkt? Nein, ich spreche nicht von Kleeblättern, Elfen oder Leprechauns, also nochmals raten! Pubs? Schon besser! Also eine dritte Chance… Genau: Guinness!

Daaaaaamaaaals hatte ich das Storehouse von Irlands wohl bekanntestem Bier mit meiner irischen Brieffreundin und ihren Eltern besucht und war total beeindruckt von der Ausstellung und der ganz anderen Art eines Museums als ich sie bis dato kannte – und in der Zwischenzeit hat sich dort wohl noch so einiges getan – also steht das Programm für den ersten Nachmittag und Abend schon: Guinness Home & Bar – Guinness Storehouse (guinness-storehouse.com) auf sieben Etagen mit Aussichtsplattform. Von dort aus soll man einen wunderbaren Blick über Dublin haben – also schon ziemlich perfekt, um sich erste Eindrücke zu erhaschen!

Dann im Anschluss Abendessen in Hotelnähe in einem Pub – oder sagt man doch“ Irish Pub“, wie bei uns, obwohl man doch schon in Irland ist?

Ja, ich habe tatsächlich bereits sowohl die Tickets für den besten Time Slot für Guinness als auch einen Tisch für zwei Personen im Pub reserviert – es gibt meiner Meinung nach nämlich nichts schlimmeres, als Zeit in einer Warteschlange zu vertrödeln, besonders, wenn man müde und hungrig ist und es dabei höchstwahrscheinlich auch noch regnet!

Ich habe uns das https://de.nancyhands.ie/ in Hotelnähe reserviert und bin gespannt, ob es so toll ist, wie es in den Rezensionen beschrieben steht!

Man kann sehen, dass ich den ersten Tag zur Eingewöhnung recht entspannt gehalten habe, schließlich werden wir dann bereits eine anstrengende Anreise hinter uns haben. Außerdem soll es ja ein Aufenthalt sein, der meiner Tochter auch gefällt. Und trotzdem werden wir schon mittendrin sein, in unserem „Dublin-Feeling“.

Tipp: Die Reisezeit für Irland ist mit Oktober nicht gerade ideal, weil es bekanntlich gerne mal vermehrt regnet – also sucht euch, wenn möglich, ein paar Wochen im Sommer als Urlaubszeit. Aber he, ich will nicht klagen! Lieber den Spatz in der Hand…. Außerdem gibt es passende Kleidung, jede Menge Indoor-Attraktionen und lots o‘ tea, dear!

Die Planung geht weiter

Ihr werdet bereits bemerkt haben, wie gerne ich unsere Reisen plane, stimmts? Es macht mir außerordentlich großen Spaß, möglichst viel im Voraus zu organisieren und detailreich zu planen, denn dabei bin ich gedanklich schon im Urlaub – kann ihn also zweimal genießen: virtuell im Geiste und dann in der Realität. Was ich aber immer einkalkuliere sind die Unwägbarkeiten des wirklichen Lebens – heißt: Flexibilität vor Ort muss einfach drin sein, sonst ist der nächste Nervenzusammenbruch des Perfektionisten quasi unumgänglich 😉

Aber sind wir mal ganz ehrlich: Frau Stadtführerin liebt es, wenn unterwegs all ihre Pläne aufgehen und es so kommt, wie gedacht!

Flug und Hotel

Wir fliegen an einem Freitag ab München mir Aer Lingus direkt nach Dublin und am folgenden Dienstag wieder zurück, alles gut machbar, was Zeit und Strecke angeht. Der einzige Wehrmutstropfen ist die Gepäckbeschränkung auf kleines Gepäck, da sonst Mehrkosten erhoben werden – fast so wie beim irischen Billigfluganbieter…. Aber wir haben unsere Weekender im Gedanken schon gepackt, es sollte also kein Problem darstellen, sich zu begrenzen.

Sehr gerne wäre ich ab Zürich geflogen, denn von uns aus ist dieser Flughafen schneller zu erreichen, aber unser Zeitfenster hat leider nicht in deren Flugplan gepasst.

Ankunft wird gegen 13.30 Uhr Ortszeit sein, Check-In im Hotel ab 15.00 Uhr, das passt also super. Wir residieren im 4 Star Hotel in Dublin City | Ashling Hotel Dublin, auf der nördlichen Liffey-Seite; es hat sich herausgestellt, dass wir von dort aus allfällige Sehenswürdigkeiten sehr gut zu Fuß erreichen können – eine perfekte Art und Weise, die Stadt kennenzulernen.

Tipp: Ob ihr nun euer Flug-Hotel-Paket selbst zusammenstellen oder doch beides zusammen buchen wollt, macht ihr, wie es euch behagt. Preislich gibt sich das in unserem Fall fast nichts – ich hab’s überprüft und deshalb ein Paket gebucht.

Kurztrip nach Dublin

Ein verlängertes Wochenende in Dublin steht an und ich freue mich wie eine Schneekönigin!

Nachdem unser gemeinsamer Mutter-Kinder-Tripp durch Schottland ein absoluter Erfolg war, fragte mich meine Tochter, ob ich nicht einmal Lust hätte, ein paar Tage nur mit ihr zu verreisen. Tja, da ist mir doch mein Mutterherz aufgegangen, und ich habe zugesagt – nicht ohne ein klein bisschen schlechtes Gewissen meinen Söhnen gegenüber. Also habe ich ihre beiden Brüder seelisch und moralisch auf unseren Alleingang vorbereitet und sie um ihr O.K. gebeten. Jetzt ist alles gut und ich plane mal wieder unseren Trip 😉

Bronzefigur der berühmtesten Fischverkäuferin Irlands – Molly Malone

Planungen

Da wir tatsächlich ein nur sehr kleines Zeitfenster haben, um ein paar Tage als Tochter-Mutter-Duo zu verreisen, erschien mir eine Städtedestination eine optimale Möglichkeit zu sein – Strand und Sonne sind da meiner Meinung nach ein anderes Mal an der Reihe!

Also gut, ich gestehe, ich bin etwas Celtic-affin, also hat es auch nicht lange gedauert, bis ich auf Dublin kam, das ich vor vielen Jahren das letzte Mal besucht hatte… Einwände von Tochters Seite kamen keine, deshalb sind Flug und Hotel bereits gebucht und ich kann an die Feinplanung gehen.

Dublin, damit verbinde ich Kultur, Geselligkeit, Geschichte und Geschichten und jede menge freundlicher Menschen – so war es jedenfalls als ich die Stadt vor nunmehr über 25 Jahren das letzte Mal besuchen konnte. Ich gestehe, dass meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch ist.

Die Planung gestaltete und gestalte sich relativ einfach: Möglichst ansprechendes Programm komprimiert in eine verlängertes Wochenende packen… (Hahahahah!)

Tatsache ist, dass es wirklich unzählige Blogs gibt, die Tipps für einen Kurztrip nach Dublin bereithalten – allerdings offenbaren die jetzt auch keine neuen Wahrheiten, weshalb ich mich hauptsächlich am offiziellen Tourismus Board Irlands orientiert habe.

Tipp: Die Internetseiten von Visit Dublin – Your Guide to the Perfect Dublin Experience und Irlands offizieller Urlaubs- und Reiseratgeber | Ireland.com bieten alle Informationen und Links, die man so brauchen kann.

Urlaub im Wohnmobil mit den eigenen Teenagern? Fazit.

War die Reise anstrengend? Ohne Frage!
Waren 8 Tage zu kurz? Auf jeden Fall!
Würden wir das Gleiche oder Ähnliches noch einmal unternehmen? Zu hundert Prozent!!!

Wir haben mit dem Wohnmobil in acht Tagen 835,7 Meilen, das sind gerundet 1380 Kilometer, zurückgelegt – das ist jetzt nicht nichts!
Unser erklärtes Ziel war ja aber auch von Anfang an, den Kindern, die Schottland bis dahin gar nicht kannten, einen ersten Eindruck zu vermitteln von Land, Leuten und Regionen: dies ist mir geglückt.
All die Sehenswürdigkeiten, Spots und Essensvarianten, die wir auf dem Plan hatten, konnten wir abhaken:
– Edinburgh Castle
– Stirling Castle
– mindestens ein Fairy Glen mit Fairy Pools
– Highland Rinder
– mindestens einen Steinkreis
– The Smoo Cave
– den nördlichsten Punkt der Britischen Hauptinsel
– alte Adelssitze
– Eilean Donan Castle (Filmspot zu Highlander)
– Glen Coe (Filmspot zu James Bond)
– das Glenfinnanviadukt  (Filmspot zu Harry Potter)
– und gaaaaanz viele Schafsherden
– eine Bootsfahrt
– Fish’n’chips, Seafood, Cullin Skink und Scones

Und was soll ich sagen? Nicht einmal meinen drei Kindern wurde es zwischendurch langweilig, denn es gab immer genug filmreife Naturkulisse oder malerische Städtchen, die man vom Wohnmobil aus beobachten konnte. Gab es dann doch einmal „zu viel Landschaft“, weil Muttern Kilometer gut machen musste, haben sie sich mit den mitgebrachten Gesellschaftsspielen abzulenken gewusst.

Auf meine Frage, was ihnen denn besonders gut gefallen habe, bekam ich einhellig „Stirling Castle“ als Antwort. Dort konnten wir uns mit Audio Guides bewaffnet frei bewegen und die Burg nach unseren Vorstellungen erkunden – ist aber auch wirklich eine hervorragend erhaltene Burg!
Des Weiteren gefiel ihnen die Abwechslung von Fahrt und verschiedensten Programmpunkten. Ich war bisweilen von meinen eigenen Kindern überrascht, wenn ich sie unterwegs spontan fragte, ob wir die Burg oder das Schloss, das gerade auf der Route lag, besuchen wollten und sie tatsächlich Lust darauf hatten.

Allfällige Audioguides haben wir auf Deutsch gehört, aber Führungen und Erklärungen auf Englisch. Da sind meine Kinder ganz tapfer durch und haben auch sehr viel mitbekommen – nur selten musste ich Erklärungen hinterher schieben. Sogar aktives Nachfragen und spontanes Antworten auf Höflichkeiten lief super auf Englisch – so hatte unser Urlaub auch noch einen sprachlichen Bonus.

Also: Im Wohnmobil unterwegs mit Teenagern? Auf jeden Fall – vorausgesetzt, das Wohnmobil ist groß genug, so dass jeder seinen eigenen Sitz- und Schlafplatz hat und man notfalls auch mal etwas auseinanderrücken kann. Mitgebrachte Gesellschaftsspiele runden das Sozialleben ab – Internet auf dem einen oder anderen Campingplatz lassen die Entzugserscheinungen auf ein Minimum schmelzen. Außerdem hatten wir alle Zugang zu mobilen Daten für das europäische Ausland, so dass auch die Sozialkontakte der Kinder zu ihren Freunden von unterwegs aus gepflegt werden konnten.

Letzter Tipp: Das Urlaubsprogramm sollte so gestaltet werden, dass für alle Mitreisenden mindestens ein besonderer Punkt/Wunsch berücksichtigt und erfüllt wird. So kann jeder sein eigenes Highlight verbuchen und als besondere Erinnerung mit nach Hause nehmen! Wenn es Überschneidungspunkte gibt, umso besser. Aktives Mitmachen und körperliche Bewegung sind ein Garant für müde Kinder am Abend und eine ausgeglichene Mutter dazu! Auch die alltäglichen Pflichten rund ums Wohnmobil hatten wir gleichmäßig und in Rotation verteilt, so dass Streitereien darum auf ein Minimum beschränkt waren.
Und noch ein Vorteil des Wohnmobils, den meine Kinder toll fanden: In einem Zuhause für den Urlaub muss man auch nur einmal die Koffer aus- und am Schluss wieder einpacken, das spart Zeit und Energie!

Raus aus der Natur, rein in die Großstadt – der letzte Tag in Schottland

Nach dem Aufstehen, hieß es Koffer packen, alles reinigen und leeren und dann nach Harthill Shots, dort wo unser Wohnmobil seinen Standort hat. Das hieß ein bisschen Stress bei der Aufgabenverteilung rund ums Wohnmobil säubern, Koffer packen, Schlafsäcke wieder in ihre Hüllen stopfen und so – und das ganze hat so lange gebraucht, dass ich letztendlich wirklich aufs Gas gedrückt habe, um rechtzeitig bei der Wohnmobilrückgabe zu sein.

Bye bye Wohnmobil

Hat dann aber alles geklappt, auch noch mit Volltanken. Die Rückgabeinspektion verlief reibungslos, hatten ja keine Unfälle zu beklagen auf unserer Rundreise! Also mit dem Zubringerbus der Citylink 900er-Flotte zurück nach Edinburgh zu unserem Hotel für die letzte Nacht. Check-in erledigt, Gepäck an der Rezeption abgegeben und den nächsten Bus zum Schottischen Nationalmuseum genommen -unserem letzten Programmpunkt in Schottland, bevor es morgen ganz früh zum Flughafen geht, den Rückflug nach Zürich zu nehmen.

Toller Ausblick über Edinburgh vom Dach des Museums

Tipp: Wollt ihr eine wunderbare Sicht über die Skyline von Edinburgh? Dann geht auf die Dachterrasse des Nationalmuseums. Dort hat man einen tollen Blick aufs Castle und die Altstadt bis ans Meer – und das ganze auch noch gratis, sogar mit fest installiertem Fernglas, wenn man möchte (übrigens auch kostenlos).

Ein tolles Museum, riesig groß, mit wahnsinnig umfassender Ausstellungsfläche. Für uns konnte dieser Shorttrip dorthin nur ein Appetizer sein, um einen ersten Überblick zu erhalten. Also haben wir hauptsächlich die Schottische Geschichte durchstöbert, lecker zu Mittag gegessen und im Anschluss Tea Time gemacht. Dann sind wir zurück ins Hotel, Zimmer beziehen und alle viere von uns strecken, schließlich geht es morgen wieder früh weiter.

Grabstein von Mary, Queen of Scots

Tipp: Edinburgh hat massig Programm zu bieten, aber ein ultimatives „must“ ist das National Museum of Scotland. Super umfangreich, so dass man es in einem Tag gar nicht schaffen kann. Also vorher informieren, welche Abteilungen für einen selbst überhaupt in Frage kommen! Eine sehr angenehme Dreingabe ist, dass es keinen Eintritt kostet, denn es handelt sich hier um ein staatliches Museum und diese sind frei! Man kann also seine Besuchseinheiten gestalten wie man möchte, ohne jedes mal für ein neues Ticket zu bezahlen.

Routenverlauf am achten Tag mit Wohnmobil

Von schottischen Burgen weiter in die Vergangenheit – siebter Tag

Stellt euch vor, meine Kinder wollten wirklich freiwillig mit mir Blair Castle besichtigen, ohne dass ich Überredungskünste hätte aufbieten müssen! Als ich beim Check-out die Campingplatzmitarbeiter fragte, wie dort die Parksituation sei, sahen sie erstens kein Problem und gaben mir zweitens den Hinweis, dass ich als Campingplatzbesucher bei einem Onlinekauf der Eintrittskarten eine Ermäßigung erhalte – diese Info kam ganz freiwillig, freundlich und mitdenkend vom Staff – da kann sich in Deutschland so manch ein Servicemitarbeiter eine Scheibe davon abschneiden. Und jetzt das Beste; die Ermäßigung belief sich auf über 60% zum normalen Familienticket!

Blair Castle
Angus Rinder – ich liebe diese haarigen Kühe!

Ein schönes Haus umgeben von landwirtschaftlich genutzter Parkfläche – immer noch in Familienhand (obwohl der aktuelle meistens in Südafrika weilt). Landwirtschaftliche Nutzfläche bedeutet hier: Rotwild und Angus Rinder.

So, und das Sahnehäubchen für mich kam nach der Schlossbesichtigung, nämlich ein Dudelsackspieler, der auf dem Platz vor Blair Castle aufspielte.

Dudelsackspieler

Die letzten Tage unserer Rundreise hatte ich absichtlich nicht mehr exakt durchgetaktet, so dass wir frei in unserer Route waren, Hauptsache, Grobrichtung Harthill, wo wir am Vorletzten Tag unser Wohnmobil abgeben mussten. Also haben wir die Gelegenheit ergriffen, die A9 ein paar Kilometer nach Süden genommen, bei Ballinluig auf die A827 westwärts durch Aberfeldy: unser Zwischenziel war das Scottisch Crannog Centre. Ein belebtes Museumsdorf, da von der Zeitstellung und den Lebensumständen vergleichbar ist mit den Pfahlbauten im Alpenraum – nur mit runden Häusern. Alle Mitarbeiter waren kostümiert und stellten uns verschiedene „Berufszweige“ der Bronze- und Eisenzeit vor, akribisch rekonstruiert anhand von Funden durch archäologische Ausgrabungen und Britannien weite Vergleiche – sehr spannend. Und obwohl alle Erklärungen auf Englisch waren, hingen meine Kinder den Guides an den Lippen, denn es war auch anfassen und mit machen angesagt. Wir waren tatsächlich über zwei Stunden zugange, bis nach den offiziellen Schließungszeit um 17:00 Uhr, so interessant war das Gelände!

Das Scottisch Crannog Centre

Wir fuhren ab bei tiefschwarzem Wolkenhimmel – der unterwegs nach Süden auch hemmungslos die Pforten öffnete – jetzt wussten wir auch, was all die Warnschilder mit „Flood“ an den Straßenrändern zu bedeuten hatten: Seen auf der Straße, die mit einem fast 8m langen Wohnmobil zu durchfahren bei mir ständig die Warnsirene “Aquaplaning“ im Hirn gestartet hat. Dazu der Supergau: kein Internet mehr für die Routenplanung! Unser Provider hatte durch heftige Gewitter verursacht einen Totalausfall. Gut, dass Frau Stadtführerin so „old fashioned“ unterwegs ist und tatsächlich eine aktuelle Straßenkarte im Gepäck hatte!

Vollkommend fertig kamen wir kurz vor Calendar über die A820 auf der A84 an einen Campingplatz, der auf der Karte eingezeichnet war. Den eigentlich von uns anvisierten in Bridge of Allan hatten wir erst gar nicht gefunden – und leider war der gefundene auch schon geschlossen. Aber he, alle Hemmungen über Bord geworfen, habe ich die Notfallnummer des Platzes gewählt, die unter der Erklärung stand, dass das Personal auf dem Platz lebt. Und wieder einmal war ich positiv überrascht von der Freundlichkeit und Servicebereitschaft der Schotten. Innerhalb von zwei Minuten kam eine freundliche Dame angefahren und hat mich eingecheckt und mit Lieferserviceadressen diverser Fastfoodbuden in der Umgebung eingedeckt als ich nach einem Restaurant fragte.

Schafe auf the Keltie Bridge Caravan Park

Toller Platz, total sauber und top Personal. Als Einschlafmusik gab es Lämmergeblöke, die nach ihren Mutterschafen riefen – wirklich idyllisch.

Routenverlauf am siebten Tag

Von der Delfinerwartung zur Nessieüberraschung – sechster Tag

Das mit den Delfinsichtungen, die allenthalben entlang des Moray Firth ausgelobt werden, hat von unserem Übernachtungsplatz aus gar nicht hingehauen! Aber das mag auch daran gelegen haben, dass wir einfach nicht zur einsetzenden Flut anwesend waren – eine der Grundvoraussetzungen, um die Delfine zu sichten. Auf die nächste Flut zu warten, hätte den halben Tag gekostet – und Zeit war und ist in diesem Fall zu kostbar, um sie mit Warterei zu vergeuden.

Blick von Cromarty Richtung Moray Firth, von unserem Stellplatz aus gesehen

Da wir in der Nähe eines Feentals übernachtet hatten, sind wir dort nach dem Frühstück hingefahren, um das kleine Fairy Glen bei Rosemarkie zu erwandern. Als „Belohnung“ haben uns am Ende dieses wirklich bezaubernden Rundweges eine Handvoll kleiner Wasserfälle im Wald erwartet, die in die Fairy Pools flossen. Wir waren um 9:00 Uhr so zeitig dran, dass wir an diesem Morgen die ersten am Hauptwasserfall waren. Das war gut so, denn auf unserem Rückweg kamen uns bereits sehr viele Menschen entgegen.

Fairy Pool im Fairy Glenn bei Rosemarkie

Tipp: Kleine, familiengerechte Wanderungen einzuplanen, mit einem Ziel, das alle begeistert, lockt sogar Teenager hinterm Handy hervor! Nicht zu anstrengend, im schattigen Wald an einem kleinen Bachlauf entlang und dann auch noch Wasserfälle in Fehengröße – das passt! Zeitig losgehen lohnt sich, wenn man die Pools und Fälle in Ruhe und ohne Gedränge bestaunen möchte.

Fairy Glen bei Rosemarkie

Die Idee mit den Delfinsichtungen hatten wir aber noch nicht aufgegeben. Also habe ich mein Gedächtnis und vorsichtshalber auch die große Suchmaschine im Internet bemüht und einen Anbieter für Bootstouren über den Moray Firth gefunden, der mich nicht gleich finanziell ruinieren sollte. Mir war bei der Auswahl des Anbieters wichtig, ein „richtiges“ Boot unter mir zu haben und keines dieser riesigen Schlauchboote, in denen man jede einzige Wellenbewegung merkt und ausgleichen muss.

Tipp: Anbieter von Bootstouren gibt es an Schottlands Küste sehr viele – da ist für jeden etwas dabei. Oft kann man online Plätze buchen, meist sogar über allfällige Tourenanbieter. Wenn ihr aber direkt vor Ort bezahlt, fallen keine Vermittlungsgebühren an – so haben wir es gemacht und das gesparte Geld direkt in leckere Shortbreads investiert.

Auswahl an Shortbread

Wir haben also eine Bootstour ab Inverness Marina gebucht – und zwar eine, die nicht mit Wildtiersichtungen wirbt, die sie nicht versprechen kann. Gehofft hatten wir trotzdem… Um es vorweg zu nehmen: außer Möwen, nichts gewesen! Aber spannend war es trotzdem. Es ging zunächst in Süßwasserrichtung, dort wo der Caledonian Canal vom Loch Ness kommend mit dem Wasser des Beauly Firth in den Moray Firth fliest. Ein extrem gefährliches Gewässer, beherrscht von Strömungen verschiedenster Art, die man im und auf dem Wasser beobachten konnte – sehr beeindruckend, vor allem auch Dank der Erklärungen der Skipper.

Blick auf die Kessock Bridge, die seit 1982 die alte Fährverbindung nach Inverness abgelöst hat.

Und weil unser Tagesprogramm noch nicht ausgefüllt genug war, stand für uns der obligatorische Loch Ness Besichtigungstermin an. Liegt ja quasi direkt bei Inverness, war also auch kein Umweg. Ganz ehrlich: Als Schottlandbesucher kann man Loch Ness und den Hype um Nessie nicht einfach auslassen – fanden jedenfalls die Kinder. Also sind wir dorthin gefahren, wo gefühlt jeder Tourist einmal während seines Aufenthaltes in Schottland ist – zum Loch Ness.

Wir haben uns die volle Dröhnung gegeben und gleich das Loch Ness Visitor Center aufgesucht – und wurden sehr positiv überrascht. Ein vollkommen neu konzipiertes Besuchszentrum hat uns erwartet, in welchem das Thema Seeungeheuer modern, multimedial, seriös und dabei mit Augenzwinkern aufbereitet und serviert wurde – ganz toll (und das ist jetzt nicht ironisch gemeint!). Lohnt sich in jedem Fall – da waren sich meine drei ausnahmsweise einig.

Frau Stadtführerin vor dem gelben Forschungs.U-Boot der Nessie Research

Unser Wohnmobil bedurfte der notwendigen Entleerungen und Tankauffüllungen, wir einer Dusche mit echt heißem Wasser und einem tollen Stellplatz. Da unsere Zeit hier langsam abläuft und wir nur noch morgen zu vollen Verfügung haben, sind wir von Drumnadrochit (dort liegt das Nessiezentrum) weiterhin der A82 am Loch Ness entlang gefolgt, dann am Loch Lochy, bei Spean Bridge auf die A86 nach Osten, die dann zwischen Laggan und Catlodge mit der A889 die A9 verbindet. Auf dieser sind wir zügig, weil weitgehend gut ausgebaut, südwärts bis Blair Atholl gefahren, wo wir uns den Luxus eines Campingplatzes auf dem Areal des Blair Castles gönnen für diese Nacht. Könnte sein, dass morgen Früh direkt mal eine weitere Schlossbesichtigung auf dem Plan steht – schließlich schaden so ein paar Direktvergleiche in einem Urlaub nicht unbedingt. Dazu muss ich die Kinder nicht einmal überreden, denn die Neugierde auf diese Burg oder dieses Schloss ist gegeben.

Tipp: Keine Angst, zu spät an einem Campingplatz anzukommen: Wie hier auf dem Blair Atholl Caravan Park gibt es auch auf anderen Plätzen die Möglichkeit, nach Schließung der Rezeption einzuchecken. Entweder man findet die Telefonnummer des Platzwartes, den man anrufen kann und der dann auch tatsächlich ohne Umstände kommt, oder es gibt vorgefertigte Übersichtspläne mit noch freien „Pits“, heißt Stellplätzen, die man beziehen kann, um sich dann erst am nächsten Morgen registrieren zu lassen. Alles in allem seeeeeehr entspannt!

Blair Atholl Caravan Park
Routenverlauf am sechsten Tag

Vom Norden die Ostküste entlang – fünfter Tag

Nach einer sturmumtosten Nacht im Wohnmobil am nördlichsten Punkt der schottischen Hauptinsel, wurde es für uns Zeit, in sanftere Gegenden weiter zu ziehen, nachdem wir einen Spaziergang entlang der Steilküste unternommen hatten – denn hier gibt es nicht nur Möwen, sondern auch Papageientaucherkolonien zu beobachten.

Vom Dunnet Head Lighthouse sind wir zunächst westlich Richtung Turso, dann auf der A9 nach Süden gefahren. Unser Tagesziel war die Gegend um Inverness, besser gesagt der Moray Firth, denn hier lebt eine große Delfinpopulation, die wir morgen, also am sechsten Tag, mit dem Einsetzen der Flut zu sehen hoffen.

Das Dunnet Head Lighthouse mit den Hebriden im Hintergrund

Und weil ein Schottlandurlaub ohne den Besuch eines Steinkreises kein richtiger Schottlandurlaub ist, haben wir diese Lücke auf unserer To Do Liste heute erfolgreich geschlossen: Fast direkt an der A9 liegt der Steinkreis von Achavanich, idyllisch an einem kleinen See gelegen, umgeben von hohem Gras und Viehweiden. Die anfängliche Skepsis meiner Kinder zum Thema Steinkreise mit soooo kleinen Steinen wie denen von Achavanich machte sehr bald großer Begeisterung Platz – ob der Location, aber auch, weil wir es hier nicht mit dem üblichen Steinkreisschema zu tun bekamen, sondern mit einer Hufeisenform und anderer Steinausrichtung als sonst – und schon rückte der Anspruch auf „mindestens Stonehenge“ in den Hintergrund!

Steinkreis von Achavanich
Frau Stadtfühererin im Historikerhimmel: der Steinkreis von Achavanich

Wissenslücke gefüllt, also weiter Richtung Süden, so wie in den letzten Tagen immer, der NC500 gefolgt, in dem Fall ist das der Abschnitt der A9. Da es quasi auf dem Weg lag, haben wir eine Fotostopp an der Destillerie Glynelish gemacht – weil allein das „Markenzeichen“ so fotogen ist: Johnny Walker.

Johnny Walker himself

Und da „hüpft“ uns einige Kilometer später so ganz ungeplant eine Burg über den Weg, die im 19. Jahrhundert große Anpassungen an den Zeitgeschmack erfahren hatte, aber nichtsdestotrotz imposant anzusehen ist: Dunrobin Castle, Stammsitz der Grafen und Herzöge von Sutherland, direkt an der Küste bei Golspie gelegen. Diese Gelegenheit haben wir zu einem Zwischenstopp und einer Schlossbesichtigung genutzt – mit anschließender Tea- bzw. Kaffee- und Schoki-Time im Schloss Café.

Dunrobin Castle

Nun endlich zum Endspurt der Tagesetappe weiter. Wir wollten einen Campingplatz mit Blick auf den Moray Firth. Denn vor allem mit Einsetzen der Flut sind die Delfine gut zu sichten, folgen sie doch den Fischschwärmen, die die Flut mit sich bringt. Aber dieses Mal war uns das Glück nicht hold und die Plätze waren ausgebucht. An eine vorherige Reservation hatte ich gar nicht gedacht – so ganz mit Highlands im Hinterkopf, wo das nicht nötig und oft auch nicht möglich ist. Gut, dass wir keinen Stress haben während unserer Reise, also sind wir einfach zum nächsten Spot gefahren und haben durch Zufall einen Übernachtungsplatz an der Ufermauer von Cromarty gefunden – mit ganz eigenem Charme, aber auch mit Blick auf den Moray Firth – und wer weiß, vielleicht können wir morgen zum Frühstück live die Delfine beobachten…

Tipp: Denkt daran, in touristenreichen Regionen und in der Nähe beliebter Spots, einen Stellplatz rechtzeitig auf dem Campingplatz zu reservieren. Was im hohen Norden oft nicht nötig und auch sehr oft nicht möglich ist, wird dann zur Notwendigkeit.

Schlafplatz in Cromarty
Mit Meeresblick Richtung Moray Firth
Routenverlauf am fünften Tag

Endspurt Richtung Nordküste – vierter Tag

Mit leeren bzw. frisch gefüllten Flüssigkeitsbehältern haben wir uns weiter nach Norden auf den Weg gemacht – erklärtes Ziel: Durness.
Es wurde ein harter „Ritt“, der gefühlt nur aus Single Track Roads bestand. Dementsprechend gemütlich waren wir unterwegs. Nicht nur, um jeden zweiten Passing Place kennenzulernen, sondern auch, damit ich als Fahrerin nicht zu kurz kam im Bestaunen der atemberaubenden Landschaften. Zunächst alles der A894 gefolgt bis zu einem Ort mit tollem Namen: Laxford Bridge. Von dort weiter der A838 bis Durness von einspuriger Straße zu nächster einspuriger Straße.
In Durness hatte ich eigentlich zwei Highlights speziell für meine Kinder geplant: zum einen die Besichtigung der Smoo Cave und eine „Fahrt“ mit der Golden Eagle Zipline, einer Seilbahn, die Quer über eine Sandstrandbucht führt. Um es vorweg zu nehmen: Die Seilbahn musste aufgrund des herrschenden Windes den Tagesbetrieb einstellen bevor wir da waren – echt schade! Aber wir sind trotzdem zum Ausgangspunkt gegangen, um die schöne Aussicht von dort oben zu genießen.

Das wäre die Golden Eagle Zipline Strecke gewesen… Die tolle Aussicht konnten
wir trotzdem genießen.

Was aber tatsächlich nach Plan verlief, war die Besichtigung der Smoo Cave, einer großen Höhle an der Küste – nicht nur wunderschön und beeindruckend, sondern auch vor Jahrtausenden schon von Menschen bewohnt. Das tollste war die dort angebotene Führung durch den bis jetzt freigelegten Teil der Höhle: zunächst auf dem Schlauchboot durch das darin fließende Wasser, dann zu Fuß weiter auf Miniholzstegen – immer unter Begleitung und mit Sicherheitshelm bekleidet. Gerade der Helm war wichtig, so oft, wie ich mit dem Kopf an die Felswände gestoßen bin, während ich auf den Weg geachtet habe…

Smoo Cave: Eingang zum inneren Höhlensystem.

Tipp: Gerade den Kindern und Jugendlichen wird auch die atemberaubendste Landschaft irgendwann zu viel und laaaaaaangweilig, deshalb immer etwas mit Abenteuerfeeling einplanen. Auch wenn nicht alle angedachten Aktivitäten durchzuführen sind, weil abgesagt, wie z.B. die Seilbahn wegen starkem Wind, gibt es die eine oder andere Alternative.

Das Höhleninnere der Smoo Cave

Meine Drei wollten nicht bis zum nächsten Morgen auf eine neue Chance für die Zipline warten, sondern mehr vom Land kennenlernen. Also haben wir unsere Single Track Road Tour fortgeführt. Zunächst an der Küste entlang auf der legendären NC500 (so wie übrigens schon seit gestern) auf der A838, über den Kyle of Tongue, einer Brücke über einen kleinen „Fjord“ bis Tongue. Am Kyle nordwärts weiter über Coldbrackle, jetzt bereits auf der A836, denn als „Ersatz“ für die Zipline wollten wir an den nördlichsten Punkt der schottischen Küste – zum Dunnet Head Lighthouse!
Faszinierend, wie rasch sich die Landschaft vom rauen Küstengebiet zum sanften, mit Wiesen bewachsenen Weideland, teils von großen Dünen bestimmt, verändert hat.

Mit Gras bewachsene Sanddünen

Und jetzt stehen wir mit unserem Wohnmobil an der Steilabfallenden Küste direkt vor dem Leuchtturm und verbringen eine weitere Nacht auf einem grandios gelegenen Parkplatz mit atemberaubender Aussicht. Persönlich bin ich gespannt, ob der tosende Wind, der hier an der Atlantikküste herrscht und um das Wohnmobil braust, beim Einschlafen hilft oder eher nicht.

Dunnet Head Lighthouse
Routenverlauf am vierten Tag